Pressestimmen

Detmold: Hoftheater im Schnelldurchlauf - Shakespeares Stücke als Comicgeschichte

VON SABINE MERZ

Detmold (WB). Hamlet vorwärts und rückwärts, Hamlet kurz und ganz kurz. Dies ist nur ein kleiner, amüsanter Einblick in das Hoftheater '98. Erstmals gezeigt wurden am Samstag im Innenhof des Detmolder Landestheaters »Shakespeares sämtliche Werke« von Adam Long, Daniel Singer und Jess Winfield. Genau hinschauen sollte man auf den Untertitel »leicht gekürzt«. Im Schnelldurchlauf macht Regisseur Dirk Böhling Lust auf den großen englischen Dramatiker, setzt ihn modern und humorvoll in Szene, manchmal nahe an der Grenze zum Respektlosen - aber halt nur nahe.

Drei Schauspieler haben Shakespeare in der Hand: Jan Maak, Manfred Ohnoutka und Andreas Plücken. Sie haben sich einiges vorgenommen, und das machen sie sowohl sich als auch den trotz Kälte ausharrenden Besuchern immer wieder deutlich. Mitten in den Szenen wechseln sie zwischen Figur und Schauspieler hin und her, reißen sich aus dem Handlungsgeschehen und schaffen so die nötige Distanz. Es ist Dirk Böhling gelungen, den drei Agierenden gleichermaßen die Pointen in den Mund zu legen. Daß auch die Schauspieler, die diese schwierige Shakespeare-Aufgabe hervorragend mit Gestik und Mimik meistern, ihren Spaß an der Aufführung haben, ist unverkennbar und gut nachzuvollziehen. Wie schafft man es, Shakespeares sämtliche Werke in so kurzer Zeit darzustellen? Es ist die Konzentration auf das Wesentliche. So werden Shakespeares Komödien, die sich von den Elementen her sehr ähnlich sind, samt einiger Romanzen in einer Comicgeschichte zusammen gefaßt, direkt vor einem riesengroßen Porträt des englischen Dramatikers - »irrtümlich« war zunächst Meister »Guildo Hörn« heruntergerollt worden.

Michael Wilhelm Nilyus gibt mit seiner Musik der Aufführung noch den besondern Pfiff. Rap-Versionen des Prologs von »Romeo und Julia« als auch einer »Othello-Fassung« sprechen für sich. Alles eingebunden in die von Hans-Günther Säbel wunderschön historisch gestaltete Fassade des Hofs war es ein sehr kurzweiliger Abend, der ganz andere, neue Einblicke in das Schaffen des Dramatikers gab.