Pressestimmen

Süchtig nach Sehnsucht - Landestheater bringt Pam Gems „Piaf“ auf die Studiobühne

VON BARBARA LUETGEBRUNE

Detmold. "Wenn ich tot bin, wird man schon so viel über mich geredet haben, dass schließlich niemand mehr weiß, wer ich wirklich war." Edith Piaf ahnte, was sie Zeitgenossen und Nachfahren mit ihrem rastlosen Leben, mit ihrer schillernden Persönlichkeit hinterließ. Am Samstag begab sich das Ensemble des Landestheaters auf Spurensuche - und zeichnete auf der Studiobühne ein leidenschaftlich-poetisches Portrait des "Mythos Piaf. Als Straßengöre wurde sie entdeckt, als Pariser Straßenspatz: Der künftige Weltstar hat seinen Künstlernamen schnell weg. Ebenso schnell verläuft zunächst die Karriere: der Pariser Nachtclub Gerny's, das Waldorf Astoria in New York, schließlich die Carnegie Hall. Dann folgt der Verlust der großen Liebe, folgen Alkohol, Drogen, Krankheit, die jedoch eines nie besiegen: die unersättliche Sehnsucht der Piaf nach Leben, nach Liebe, nach Erfolg, der sie in ihrem wohl bekanntesten Chanson "Non, je ne regrette rien" ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt hat.

'La Piaf' auf die Bühne zu bringen: Ulrike Wahren meisterte diese Herausforderung schauspielerisch und stimmlich brillant. Wenn sie "C'est l'amour" intoniert, "Milord" oder "La vie en rose", dann ist das natürlich nicht die Piaf, die da singt, aber: So echt, so glaubwürdig kommt sie herüber, dass der Eindruck dennoch stimmig ist. "La Wahren" ist die Piaf. Unterstützung erhält sie von Tänzerin Ona Ortiz, die Facetten des Lebens der Piaf in eindringliche Tanzsequenzen (Choreographie: Lore Janssens) umsetzt: Genießerische Ausgelassenheit am Karrierestart der Piaf, Leidenschaft und Erotik in ihrer getanzten Beziehung zu den Männern, strauchelnd und schwankend schließlich wird ihre Alkoholsucht zum Thema des Tanzes. Sabine Urban als überzeugende, spröd-perfekte Weggenossin Marlene Dietrich, Markus Hottgenroth, der als Charles Azna-vour "C'est dröle" intoniert, sowie Wolfgang Domogalla und Andreas Renken als glänzend aufgelegte Kleindarsteller: Sie alle machten die Inszenierung von Dirk Böhling ebenso zum Erfolg wie Ute Haußner-Unger mit ihrer sensiblen musikalischen Begleitung - mal am Klavier, mal mit dem Akkordeon. Und ein genialer Einfall von Regisseur Böhling zum Bühnenbild (Hans-Günther Säbel): der Vorhang mit seinen zwei Seiten, dem glamourösen Samt fürs Publikum, dem grauen, glanzlosen Stoff fürs Alltagseinerlei. Besser hätte man die innere Zerrissenheit der Piaf kaum ins Bild setzen können.