Pressestimmen

70-er Jahre Stimmung im Detmolder Hoftheater - Zeitreise für die Zuschauer

Herforder Kreisblatt VON SARAH GÜNTHER

Detmold (LR). »Papa kommt gleich nach Hause. Dreh1 schon mal den Fernseher um«, befiehlt Gisela Wöhlermann (Gaby Blum) ihrer Tochter Petra (Ulrike Wahren), denn gleich beginnt das Abendprogramm. Und was gibt es schöneres, als beim Abendbrot fern zu sehen? So zumindest denkt diese Familie aus den 70er Jahren. Doch plötzlich streikt der Fernseher. Welche positiven Auswirkungen eine defekte Bildröhre haben kann, erfuhren die Zuschauer am Mittwoch im Hof- und Freilichttheater: Bei der Uraufführung des Schauspiels »Hossa - oder als Robert Lembke nicht kam« von Dirk Böhling, der selbst die Inszenierung übernommen hat. Entsetzt starrt die ganze Familie auf das defekte Gerät, bis schließlich Vater Erwin (Peter Uwe Witt) die Initiative ergreift und den verzweifelten Versuch startet, den Fernseher durch klopfen wieder in Gang zu bringen. Da erklingt eine Stimme von der zweiten Bühne, einem überlebensgroßen Fernseher: »Zum Donnerwetter! Nun hören sie doch auf, auf dem Fernseher rumzukloppen«, beschwert sich der Nachrichtensprecher (Manfred Baum). Er hat aber auch die geniale Idee, die das Stück erst richtig in Gang bringt: »Soll die Familie Wöhlermann doch das Fernsehprogramm selber machen.« So wurde die Familie Wöhlermann zur Besatzung des Raumschiffs Enterprise, Sohn Sven (Markus Hottgenroth) imitierte Rudi Carell, Erwin wurde zur Biene Maja. Außerdem kamen Schlagerstars wie Katja Ebstein und Reinhard Mey.

Fernseher bleibt künftig aus

Markus bis hin zu Rex Gildo im Wohnzimmer der Familie Wöhlermann groß raus. Dabei blieb das Publikum jedoch nicht nur passiver Zuschauer, sondern musste sich aktiv einbringen: Es wurde mit geraten, -getanzt und -geklatscht. Einige Gäste waren eigens in 70er Jahre-Kostümen erschienen und warfen jubelnd ihren Stars Blumen und Kuscheltiere zu. So viel Spass hätte die Familie mit dem Fernsehgerät sicherlich nicht gehabt, und am Ende bestimmt Vater Erwin: »Die Flimmerkiste bleibt aus.« Das Schauspiel erinnerte aber auch an verschiedene politische Themen; Willy Brandts Rücktritt, die Baader-Meinhof-Gruppe, die Ölkrise, der Vietnamkrieg und die Emanzipation der Frau. Das unterhaltsame Stück und die Schauspieler garantierten gute Stimmung, und so mancher Zuschauer fühlte sich in die »Flower-Power«-Zeit zurückversetzt.